Buchtipp: Soweit der Fluss uns trägt

12. Juli 2023

So weit der Fluss uns trägt
Shelley Read
Bertelsmann Verlag
368 Seiten
ISBN: 978-3570105139
24,00 €

Zum Buch

Das sagt die Redaktion

Die kleine Gemeinde Iola am Gunnison River im Norden von Colorado ist die Heimat der 17-jährigen Victoria (Torie) Nash. Zusammen mit einem verbitterten Onkel, der im Rollstuhl sitz und ihrem gewalttätigen Bruder lebt sie im Haus ihres Vaters, eines Pfirsichbauern. Ihre Mutter, die Tante und ein Cousin kamen bei einem Autounfall ums Leben, als Torie 12 Jahre alt war. Nun kümmert sich die junge Frau um Haus, Stall und Garten. Sieht nach einem verdammt trostlosen Leben aus.
Dann aber trifft sie zufällig auf dem Weg in die Stadt Wilson (Will) Moon, einen geheimnisvollen Ureinwohner, der aus seinem Stammesland vertrieben wurde. Es ist Liebe auf den ersten Blick und ihr Leben verändert sich.

Auf eine stille, fast kontemplative Art führt uns die Autorin durch das Buch. Wir folgen Tories Leben über vier Jahrzehnte hinweg, ein Leben voller Leidenschaft, Sehnsucht, Schmerz und Verlust. Mein Lieblingspart ist der Teil, in dem sie alleine versucht, in der Wildnis zu überleben. Es ist ein brutal hartes Leben in einer wilden Natur von unbeschreiblicher Schönheit. Die poetische Sprache der Autorin versetzt mich in in die Landschaft hinein, ich spüre die brennende Hitze der Sonne und rieche den Duft der Bäume.

In „So weit der Fluss uns trägt“ erfahren wir auch mehr über die Verdrängung der Ureinwohner im amerikanischen Westen. Viel zu früh in ihrer frischen Liebe wird Torie mit der hässlichen Fratze des Rassismus im Amerika der 1940-Jahre konfrontiert.
Torie führt ein stilles, leidvolles Leben und muss Entscheidungen treffen, die wohl über alles hinausgeht, was ein Mensch erleben sollte. Die Kraft, Resilienz und auch die Demut, mit der sie das tut, sind bewunderswert und man fragt sich: Wie schafft sie es, daran nicht zu zerbrechen?
Es ist der Fluss, der die Antwort gibt. Der Gunnison River, der durch die Handlung fließt, später zu einem Stausee aufgestaut wird, und Torie somit eine neue Lebensgrundlage bietet.
Schon am Anfang des Buches gibt Wils Großvater seinem Enkel den Rat, nie aufzugeben oder fortzulaufen, sondern zu fließen wie ein Fluss, weil dies der einzige Weg sei. Auch Torie erkennt die Verbindung ihres Lebens zum Fluss und sieht den Sinn in ihrem Schicksal – in allem: Dass ihre (Lebens-)reise dem ertränkten Fluss ähnelt, der ein Fluss bleibt, obwohl man ihn gezwungen hat, ein See zu werden; der sich vorwärtsbewegte gegen Hindernisse und den Damm, weiterfließen wollte mit allem, was er unterwegs angesammelt hat, weil er keinen anderen Weg weiß.
Dieses Bild ist es, warum ich persönlich den Originaltitel „Go as a River“ passender finde.

In diesem wunderbaren poetischen Erstlingswerk geht es um die Wege des Lebens und die Entscheidungen, die wir treffen. Es geht um Widerstandsfähigkeit und Selbstakzeptanz und am Ende auch um Versöhnung und Heilung.

Noch eine Anmerkung zum Buch „Der Gesang der Flusskrebse“, das immer wieder mit „Soweit der Fluss uns trägt“ verglichen wird. Während mich die „Flusskrebse“ nicht überzeugt haben, hat mich „So weit der Fluss uns trägt“ restlos begeistert.

Buchtrailer

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