In Deutschland werden wir in Zukunft immer öfter die Gelegenheit zu einer Wolfsbegegnung haben. Hier ein paar Tipps, wie Sie sich dann verhalten sollten.
Was tun bei einer Wolfsbegegnung im Wald?
Treten Sie selbstbewusst auf. Machen Sie sich groß, stellen sich breitbeinig hin, klatschen in die Hände und rufen laut „Hau ab“!
Werfen Sie KEINE Gegenstände nach dem Wolf. Diese oft gehörte Empfehlung können Freilandforscher nicht teilen. Das Werfen von Gegenständen könnte einen Jungwolf neugierig machen.
Da Wölfe sehr sensibel auf Geräusche reagieren, ist auch ein einfaches Handtaschenalarmgerät praktisch. Wenn man einen Pin zieht oder einen Knopf drückt, ertönt ein sehr lauter, schriller Piepton.
Sind Sie mit dem Fahrrad unterwegs oder Joggen, bleiben Sie bei einer Wolfsbegegnung stehen. Wölfe folgen schnellen Bewegungen. Dann verjagen Sie den Wolf wieder wie oben beschrieben.
Ein Wolf nähert sich Ihrem Auto
Wenn Sie in einem Auto sitzen, kann es durchaus sein, dass neugierige Wölfe sehr nah an den Wagen herankommen, weil sie die Blechkiste nicht mit Menschen verbinden.
Fahren Sie an den Straßenrand, machen den Motor aus und genießen Sie den Augenblick. Steigen Sie nicht aus. Der Wolf könnte erschrecken, mitten auf die Straße laufen und überfahren werden.
Sie sind mit dem Hund unterwegs und ein Wolf nähert sich
Wölfe sind territorial und werden ihr Revier gegen Hunde verteidigen. Lassen Sie im Wolfsgebiet daher grundsätzlich den Hund an der Leine. Für einen frei herumstromernden Hund ist ein Wolf durchaus eine Gefahr, nicht jedoch, wenn der Hund beim Besitzer ist. Nähert sich Ihnen ein Wolf, nehmen Sie den Hund sich zu sich und verjagen den Wolf.
Sie reiten aus und ein Wolf nähert sich
Steigen Sie ab und stellen sich nebeben Ihr Pferd. Außerdem empfiehlt es sich, Pferde in Wolfsgebieten von klein auf gut zu desensibilisieren.
Sie haben eine Wolfshöhle gefunden
Verlassen Sie sofort das Gebiet. Nicht, weil der Wolf sie angreifen könnte, sondern weil die Wölfe aus Angst vor Ihnen ihren Nachwuchs verlassen könnten.
Es kann passieren, dass Sie einen Wolf treffen, der sie anbellt, heult oder wufft, wenn Sie zu nah an seine Höhle und/oder seine Jungen herankommen. Das ist eine Warnung und völlig normal. Es heißt: Geh weg!
Es kann auch sein, dass Sie der Wolf „verfolgt“ um sicherzugehen, dass Sie keine Gefahr mehr für ihn sind. Auch das ist kein Drama. Behalten sie den Wolf im Auge und gehen Sie fort. Helfen Sie mit, dass die Wolfsfamilie in dieser äußerst kritischen Phase der Welpenaufzucht ungestört bleibt.
Ein Wolf läuft nachts oder bei Tag durchs Dorf
Dörfer und Stadtrandlagen sind Bestandteil des wölfischen Lebensraumes. Hier finden immer wieder Wolfsbegegnungen statt. Angepasste Wölfe können ohne Probleme ganz in unserer Nähe leben, sich hier und dort blicken lassen, herumtollen und Nahrung suchen. All dies ist normal! In Ländern, die schon sehr lange mit den Beutegreifern leben, ist es nicht ungewöhnlich, wenn ein Wolf auf der Suche nach Futter auch einmal durch die Dörfer läuft.
Ein Wolf nähert sich dem Kindergarten
Rotkäppchen ist tot, und Wölfe fressen keine kleinen Kinder. Gleichwohl können rennende, schreiende und quiekende Kleinkinder, die auch einmal unbeholfen hinfallen, typisches Beutetierverhalten zeigen. Kinder sollten darum (nicht nur) in Wolfsgebieten niemals alleine draußen spielen, sondern immer unter den Augen einer Aufsichtsperson, die bei einer Wolfsbegegnung das Tier verjagen.
Sie stoßen auf einen Wolf, der gerade frisst
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Wölfe sofort weglaufen, wenn sie von einem Menschen beim Fressen gestört werden.
Sie haben einen Wolf angefahren oder verletzt aufgefunden
Grundsätzlich ist es wichtig, zu wissen, dass Wölfe sehr tough sind und auch schlimmste Verletzungen überstehen. Finden Sie einen verletzten Wolf, lassen Sie ihn und Ruhe und melden ihn der Naturschutzbehörde oder dem Amtstierarzt. Die müssen entscheiden, wie weiter vorgegangen wird. Und nein, ein verletzter oder kranker Wolf ist nicht gefährlich. Im Allgemeinen wird sich seine Familie um ihn kümmern und ihn versorgen.
Weitere Informationen zum Verhalten in Wolfsgebieten finden Sie in meinem Buch „Der Wolf kehrt zurück“.
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