Das andere Ende der Leine
Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt
Patricia McConnell
Kynos
320 Seiten
ISBN 978-3954641833
15,00 €
Die Autorin
Patricia B. McConnell ist außerordentliche Professorin für Zoologie an der Universität von Wisconsin-Madison (USA), zertifizierte Tierverhaltenstherapeutin und Autorin mehrerer Bestseller. Mit ihrem Mann, ihren Hunden und Schafen lebt sie auf einer Farm in Wisconsin. Ihr Buch „Das andere Ende der Leine“ (2002) zählt inzwischen zu den Klassikern der Hundeliteratur.
Das sagt die Redaktion
Dieses Buch ist kein Erziehungsratgeber im im üblichen Sinn. Vielmehr geht es um Kommunikation und wie Mensch und Hund einander besser verstehen.
Obwohl wir schon seit Tausenden von Jahren zusammenleben, tun wir Dinge, die für uns vielleicht selbstverständlich sind, für unsere Hunde jedoch unverständlich: Menschen begrüßen sich mit Blickkontakt und Umarmung, Hunde schleichen bei einer Begrüßung umeinander herum und schnüffeln am Hintern des anderen. Die meisten Hunde mögen keine Umarmung, genauso wenig wie es ihnen gefällt, von Fremden direkt angestarrt und auf dem Kopf getätschelt zu werden. Meine Hündin kneift jedes Mal die Augen zusammen und duckt sich weg, wenn jemand versucht, ihr über den Kopf zu streicheln. Ich gestehe, mir würde das auch nicht gefallen. Tatsächlich ertragen viele Hunde so ein respektloses Verhalten.
McConnell zeigt unser Verhalten aus der Perspektive des Hundes auf, und dabei kommen wir oft erschreckend schlecht weg, wenn wir erkennen müssen, dass die Beziehung zu unserem Hund längst nicht so einzigartig ist, wie wir denken, und dass wir oft nicht die geringste Ahnung haben von diesem Lebewesen, das mit uns zusammenlebt.
Um ihre Hunde zu verstehen, geht die Autorin ungewöhnliche Wege. So lässt sie sich im Kapitel „Das Universum der Gerüche“ auf Hände und Knie nieder, um an den Stellen zu schnüffeln, an denen ihr Hund immer begeistert gerochen hatte. Ich überlasse es Ihnen, ob Sie sich der Recherche anschließen möchten. Ein Tipp der Autorin: „Mit kurzen, schnellen Schnüfflern riechen Sie mehr.“ Ja, das Buch hat definitiv einen großen Unterhaltungsfaktor.
Interessant sind auch die vielen Anekdoten über ihre Erfahrungen mit problematischen Hunden und ihren ebenso problematischen Besitzern. Diese Geschichten veranschaulichen viele der positiven Trainingsprinzipien, die McConnell empfielt. Auch ihre eigenen Hunde kommen im Buch vor, die Border Collies und Tulip, der große Pyrenäenberghund, die ihr bei der Arbeit mit den Schafen helfen, und die sie über alles liebt.
Mit Vorsicht sollten die Aussagen der Autorin über „Rudeldynamik“ und „Dominanz“ betrachtet werden. Dabei muss man auch bedenken, dass das Buch vor über 20 Jahren geschrieben wurde, also in einer Zeit in der man Wolfsverhalten überwiegend von Gehegestudien kannte. So sind beispielsweise in der modernen Freilandforschung die im Buch erwähnten „Rudelbegriffe“ längst überholt.
Beispiel: Im Kapitel „Die Wahrheit über Dominanz“ schreibt die Autorin (S. 214) über die Hierarchien in einer „Beta-Gruppe“ folgendes:
„Dieses ‚Mobbing‘ ist innerhalb eines Wolfsrudels häufig und wird meist vom ‚Betarüden‘ angezettelt, der in der Rangordnung gleich hinter dem Alpharüden steht.“
Die Begriffe „Alpha, Beta etc. werden heute nicht mehr verwendet und die Erkenntnisse, die die Autorin daraus zieht, sind entsprechen veraltet.
„Das andere Ende der Leine“ ist ein Plädoyer für einen neuen, liebevolleren Umgang mit unseren Hunden.
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