Buchtipp: Liebst Du mich auch?

27. Mai 2023

Liebst du mich auch?
Die Gefühlswelt bei Hund und Mensch
Patricia McConnell
Kynos
472 Seiten
ISBN‎ 978-3954642274
18,00 €

Zum Buch

Das sagt die Redaktion

In McConnells Buch „Das andere Ende der Leine“ geht es überwiegend um die Kommunikation mit unseren Hunden. Darum, wie wir Menschen uns ihnen gegenüber verhalten und warum manches, was wir tun, schlichtweg falsch ist.
Das Thema von „Liebst du mich auch?“ lässt es schon vermuten: Hier geht es um Gefühle.

Natürlich haben wir Hundefreunde schon immer gewusst, dass Tiere Gefühle haben, selbst wenn es lange Zeit – besonders von der Wissenschaft – verpönt war, das zu behaupten. Genau an diesem Punkt setzt McConnells Buch an. Die Autorin gibt einen tiefen Einblick in das Spektrum der Gefühle unserer Fellnasen.

Sie unterteilt das Buch nach den vier grundlegenden Emotionen: Angst, Wut, Glück und Liebe. In jedem Abschnitt erörtert sie wissenschaftlich jedoch leicht verständlich, wie sich die jeweiligen Emotionen in den Gehirnen von Menschen und Hunden manifestieren, verbunden mit einigen spannenden Fallstudien aus ihrer Erfahrung mit „Problemhunden“. Das alles gewürzt mit einer gehörigen Prise Humor.
Besonders berührt haben mich die Stellen, in denen sie über ihre eigenen Hunde und die Liebe zu ihnen berichtet.
„Liebst du mich auch?“ ist ein sehr fesselndes Buch, und wenn Sie sich schon immer darüber geärgert haben, wenn jemand behauptet hat, Tiere hätten keine Gefühle, dann ist es das perfekte Buch für Sie.

Ich habe zuerst das Kapitel „Angst“ aufgeschlagen, weil ich seit zwei Jahren eine kleine traumatisierte, rumänische Tierschutzhündin habe, die zuvor fünf Jahre auf der Straße gelebt hat. Ihre Ängstlichkeit und das daraus resultiere Verhalten waren anfangs ein großes Problem für mich. So hat sie mehrfach – ohne Grund wie ich dachte – nach mir geschnappt. Dank Patricia McConnell verstehe ich meine Kleine jetzt besser, weil ich ihren emotionalen Zustand erkenne und respektiere. Ich höre ihre Bitte um Ruhe (leichtes Grollen) und verstehe ihren Wunsch nach Abstand. Ich habe verstanden, dass sie manche Dinge, die ich tue, toleriert, um in meiner Nähe zu bleiben. Und ich habe auch gelernt, andere Hunde zu lesen, die wir treffen und wie ich mit potenziellen Problemen umgehen kann, bevor sie entstehen.

Es ist traurig, dass Hunde täglich und überall missverstanden werden. Wenn sie sich wehren, müssen sie dies oft mit dem Leben bezahlen.
„Liebst du mich auch?“ kann helfen, mögliche Verhaltensprobleme zu lösen, indem wir zuerst versuchen, die Emotionen hinter einem Verhalten zu ermitteln. Ist es Angst, Wut oder Frustration? Der Autorin ist es wichtig, verständlich zu machen, dass es bei einer liebevollen, erfolgreichen Beziehung nicht um den absoluten Gehorsam des Hundes geht, sondern um eine erfüllte Beziehung auf beiden Seiten.

In „Liebst du mich auch?“ geht es vor allem um das Lesen von Gesichtern (von Hunden und Menschen). Die Autorin hat dazu die Forschung von Paul Ekman übernommen, der durch seine Beschreibung von mimischen Gesichtsausdrücken weltberühmt geworden ist. Wer mehr zu Ekman wissen will, dem empfehle ich die TV-Krimi-Serie „Lie to me“. Es ist verblüffend, wie ähnlich sich oft Gesichtsausdrücke von Mensch und Hund sind.
Schauen Sie sich im Innenteil des Buches die Fotos dazu an und urteilen Sie selbst: Ist ein Hund mit offenem Maul, der seine Zähne zeigt, wütend und aggressiv? Lächelt er? Ist er ängstlich? Drücken seine Augen Verachtung oder Zufriedenheit aus? Freude oder Verwirrung? Vielleicht hilft es Ihnen, Ihre Fellnase besser zu verstehen.

Die Autorin ist Spezialistin für Problemhunde. Die Schilderung einer ihrer Fälle verursachte mir Gänsehaut.
Im Kapitel „Warme Augen, warmes Herz“ schreibt sie, wie sich die Augen von aggressiven Hunden verändern können (S. 99). „Irgend etwas ändert sich, sodass sie hart werden wie kalter Stahl. Freundliche, entspannte Hunde haben einen weichen, glänzenden Blick … während Hunde, die drauf und dran sind, jemanden zu verletzten, den gleichen Blick haben wie kaltblütige Killer.“
In den Anfängen ihrer Hundetrainerzeit war sie lange auf der Suche nach diesem Blick:
„Dann drehte ein Hund in meinem Büro sich einmal zu mir um, als ich etwas aufhob, das er haben wollte – und in einem einzigen Moment war alles anders. Sein Blick, so hart und kalt wie ein Wintermorgen in Wisconsin, schien direkt in mein Herz zu schneiden. Noch lange, bevor der bewusste Teil meines Gehirns sagte ‚Oh, so sieht das also aus!‘ hatte mein Körper schon mit einem gewaltigen Ausstoß von Adrenalin und einem kurzen Aussetzen des Herzschlags, gefolgt von umso stärkerem Herzklopfen reagiert. Als perfektes Beispiel für selektive Wahrnehmung wusste mein Gehirn sofort, dass von all den Signalen, die dieser Hund mit Gesicht und Körper übermittelte, der harte Blick das einzig Wichtige war.“
Ihr Rat: „Was immer auch diese Veränderung im Blick auslösen mag – geben Sie sich keine Mühe damit, sie sehen lernen zu wollen. Wenn ein Hund Sie hart und kalt anschauen sollte, dann wird Ihr Körper Ihnen das schon sagen. Glauben Sie mir.“

Patricia B. McConnell versteht es sowohl zu lehren als auch zu unterhalten. Sie vermittelt dem Leser leicht verständlich Kenntnisse über Psychologie und Neurobiologie von Mensch und Hund und zeigt gleichzeitig, dass sie selbst eine Hundeliebhaberin voller tiefer Gefühle ist.

Schauen Sie sich auch dieses Video an von einem Vortrag der Autorin bei Google Talk mit Fotos aus dem Buch und herrlichem Hundeverhalten.

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