Faszination Wolf: „Ich möchte was mit Wölfen machen“

6. Oktober 2024

Die Autorin bei der Wolfsbeobachtung in Yellowstone


Faszination Wolf : „Ich möchte was mit Wölfen machen“
Von Sabrina Müller

Viele Menschen, die von Wölfen fasziniert sind, wünschen sich „etwas mit Wölfen“ zu machen. Wie das konkret aussehen soll, wissen sie nicht. Sabrina Müller hat sich diesen Traum erfüllt und gibt Tipps und Ratschläge, wie man nicht nur „etwas mit“, sondern vor allem „etwas für“ Wölfe und den Artenschutz tun kann.

Schon während meiner Schulzeit haben mich Wölfe fasziniert. Ich träumte davon, durch die Wildnis zu streifen, Wölfe zu beobachten, ihre Lebensweise und ihren Lebensraum zu erforschen und meinen Teil zum Schutz dieser wundervollen Tiere beizutragen. Eine Jane Goodall für Wölfe zu sein. Dafür habe ich mich viel mit Wölfen beschäftigt: (Fach-)Bücher gelesen, Dokumentationen angeschaut und wissenschaftliche Artikel von Wolfsforschern in Europa und Amerika gesammelt.
Voller Eifer und Begeisterung begann ich mein Studium der Forstwissenschaften mit Schwerpunkt Wildbiologie, das mich meinem Herzenswunsch „Wolfsforschung“ noch näher bringen sollte. Tatsächlich hat mir dieses Studium Augen und Horizont geöffnet: Ich durfte lernen und erkennen, dass es nicht nur die eine (Forschungs-) Tätigkeit für das eine Lieblingstier gibt. Außerdem hat mir das Studium eindrucksvoll gezeigt, wie alles im Netzwerk Natur zusammenhängt und dass jeder Eingriff in ein Ökosystem und jeder Verlust einer Art (und sei sie noch so winzig) große Auswirkungen auf das gesamte Netzwerk haben.

Eine Erfahrung fürs Leben

In Praktika und während meiner Diplomarbeit hatte ich das große Glück, mit renommierten Wissenschaftlern zusammenzuarbeiten und in die Forschungsarbeit mit großen Beutegreifern hineinzuschnuppern. Im Grand Teton Nationalpark durfte ich die Lebensraumnutzung und das Zusammenleben von Schwarz- und Grizzlybären erforschen. In Schweden untersuchte ich, was bei den skandinavischen Wölfen im Sommer und Winter bevorzugt auf dem Speiseplan steht. Es war eine großartige Zeit mit wunderbaren Kolleginnen und Kollegen, reichlich neuen Erkenntnissen, viel Feldarbeit (zu jeder Tages- und Nachtzeit), aber auch einer Menge Schreibtisch- und Laborarbeit. Dazu kamen unzählige Tage bei Wind und Wetter im rauen Gelände mit Millionen Stechmücken im Nacken und schmerzenden Füßen. Nichtsdestotrotz war es eine herausragende Zeit, die ich nicht missen möchte und in der ich sehr viel lernen und neue Erfahrungen sammeln durfte.

Um Haarproben von Bären zu sammeln braucht es eine ruhige Hand. (Foto: Sabrina Müller)


Arbeit mit Wölfen – Was es zu bedenken gibt

  • Grundsätzlich ist es nicht einfach, in bestehende Wolfsprojekte hineinzukommen. Dazu braucht es viel Glück, ein gutes Netzwerk und das Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zur sein.
  • Für die wissenschaftliche Arbeit mit Wölfen ist eine Promotion meist unerlässlich. Man muss sich darüber im Klaren sein, dass die Arbeit mit Wölfen nicht nur die klassische Feldarbeit bedeutet, sondern auch unzählige Stunden am Schreibtisch mit statistischen Auswertungen und dem Verfassen von wissenschaftlichen Artikeln.
  • Eine Festanstellung ist wie ein Sechser im Lotto. Meist handelt es sich um befristete Stellen, für die immer wieder neue Forschungsgelder beantragt werden müssen.
  • Feldarbeit ist körperlich und mental sehr anspruchsvoll. Man arbeitet bei Wind und Wetter und in unwegsamem Gelände. Kernarbeitszeiten und freie Wochenenden gibt es – je nach Projekt – nicht.
  • Die Arbeit für den Schutz der Wölfe hat viele Facetten. Meist ist es keine Arbeit mit Wölfen, sondern eher die mit Menschen, bei der es sehr viel um Kommunikation und Mediation geht. Bildungs-, Informations- und Öffentlichkeitsarbeit sind wichtige Säulen des Wolfsschutzes.

Beim Besendern von Wildtieren werden zahlreiche medizinische Daten erhoben, um mehr über den Zustand der Tiere zu erfahren. (Foto: Sabrina Müller)


Was also tun?

  • Wenn man trotz der oben aufgeführten Punkte in die klassische Forschungsarbeit einsteigen möchte, kommt man an einem einschlägigen Studium nicht vorbei. Dies kann z.B. ein Studium der Biologie, Forstwissenschaften oder Umweltnaturwissenschaften sein. Oft gibt es öffentliche Ringvorlesungen, bei denen man in die jeweiligen Fachbereiche hineinschnuppern kann. Die Promotion gehört bei der Wahl dieses Paketes mit dazu.
  • Wer bereit ist, über den Tellerrand hinauszuschauen, findet spannende Stellen im Bereich Artenschutz bei Naturschutzorganisationen, Naturschutzbehörden, Nationalparks oder Naturkundemuseen. Diese Einrichtungen bieten meist auch Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ)- oder Bundesfreiwilligendienst (BFD) Stellen an. Es ist nicht ausgeschlossen, dass ein Einstig im Natur- und Artenschutz im Laufe der Zeit zur Arbeit mit der „Herzenstierart“ führt.
  • Bürgerwissenschaft: Organisationen wie z.B. Biosphere Expeditions bieten die Möglichkeit, im In- oder Ausland an Artenschutzprojekten aktiv mitzuwirken.
  • Grundsätzlich stellt sich die Frage, ob es unbedingt die Arbeit mit Wölfen sein muss oder ob nicht auch der Einsatz für den Artenschutz vor der Haustür ein wertvolles Engagement ist. Hier gibt es zahlreiche Möglichkeiten sich einzubringen, Menschen für den Artenschutz zu begeistern und wertvolle Lebensräume und Arten zu schützen. Zum Beispiel durch
  • Betreuung von Jugendgruppen bei Ortsgruppen von NABU, BUND & Co
  • Engagement bei Naturschutzgruppen im Heimatort
  • Ehrenamtlichen Naturschutzdienst im Nationalpark

Von der Natur ins Labor: Mehr als 2000 Wolfslosungen wurden analysiert, um den Speiseplan der Wölfe im Rahmen meiner Diplomarbeit zu erforschen. (Foto: Sabrina Müller)


Weiterführende Informationen

Engagement für Wolfs- / Arten- und Naturschutz

Bei Minus 42°C ist die richtige Ausrüstung entscheidend. (Foto: E.H. Radinger)


Informationen über Wölfe

Auch Touristen können während ihres Urlaubs durch Sichtungen und Meldungen einen wichtigen Beitrag zum Forschungsprojekt leisten. Hier eine Gruppe von Elli Radingers Wolfsreisenden in Yellowstone (Foto: E.H. Radinger)

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