Kommen unsere Kinder zu kurz? Erziehung auf „wölfisch“

29. Juni 2017

Kinder geborgen

(Foto: pixabay/unslash)

Jedes dritte Kind vermisst Beachtung durch die Eltern. Das habe ich heute in der Zeitung gelesen. Dies hat eine Untersuchung der Universität Bielefeld ergeben. Dazu wurden im Sommer 2016 etwa 1.000 Kinder und Jugendliche interviewt.
„Wir gucken Fernsehen, sonst nichts“, haben viele Kinder gesagt. 72 Prozent fühlen sich von den Eltern zu wenig wahrgenommen und nur jedes zweite Kind erzählt den Eltern, wenn es Kummer oder Angst hat. Das hat mich unglaublich schockiert und auch sehr traurig gemacht. Wie kann es angehen, dass etwas so Wertvolles wie ein Kind sich von seinen Eltern nicht beachtet fühlt? Wie einsam müssen diese Kinder sein.

Was fühlen Kinder?

Ich habe beim Lesen dieser Studie oft an Wolfsfamilien gedacht. Für die wäre es ein Unding, ihr Kind nicht wahrzunehmen. Kinder sind der behütete Schatz der ganzen Familie. Alle kümmern sich um sie, von den Eltern über die Geschwister bis zu den Onkeln und Tanten. Sind also Wölfe doch die besseren Menschen – oder zumindest die besseren Eltern?
Für mein neues Buch „Die Weisheit der Wölfe“ habe ich zu diesem Thema ausführlich recherchiert und mich gefragt, welche Bedeutung die Familie noch für uns Menschen und insbesondere für Jugendliche hat.
Das Ergebnis war überraschend positiv: Die Familie ist heute so stark wie nie zuvor und das Verhältnis von Eltern zu ihren Kindern so gut wie lange nicht mehr. Zu diesem Ergebnis kam die Shell-Jugendstudie 2015. Fast 90 Prozent aller Jugendlichen haben ein gutes Verhältnis zu ihren Eltern und fast drei Viertel möchten ihre Kinder ähnlich erziehen, wie sie selbst erzogen wurden.

Ente mit Kinder

(Foto: pixabay/kanenori)

Überwiegend zufrieden

Steht das nun im Widerspruch zur obigen Umfrage? Nein, auch nach der Untersuchung der Uni Bielefeld ist die große Mehrheit (2/3) der befragten Kinder und Jugendlichen mit der Beachtung durch die Eltern zufrieden. Und dieses Wohlfühlen ist unabhängig vom Bildungsgrad der Eltern, der sozialen Lage oder ihrer Herkunft. Kinder von Alleinerziehenden fühlen sich sogar noch mehr beachtet (80 Prozent). Das bedeutet, dass die Familie durch keine andere Institution ersetzt werden kann, wenn es um Liebe und Geborgenheit geht. Das wissen auch die Wölfe und leben es uns vor.

Wolfsmutter mit Kinder

(Foto: Gunther Kopp)

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