Minnesota Winter – Making of – Teil II

2. Januar 2018

Minnesota Winter – Hintergründe und Geschichten

September 2012

Titelsuche

Beim Titel eines Buches haben Autoren und Verlage im Allgemeinen eine völlig unterschiedliche Vorstellung. So ging es mir auch bei »Wolfsküsse«. Diesen Titel wollte ich unter keinen Umständen, genauso wenig wie ich ein Coverfoto haben wollte, auf dem ich einen Wolf küsse. Nun, wie ihr sehen könnt, ist es genau so geworden, wie es der Verlag haben wollte. Und letztendlich hat sich der Titel, was das Marketing betrifft, als zugkräftig erwiesen.
Wir müssen als Autoren mehr der Marketing- und Vertriebsabteilung eines Verlages vertrauen, denn dort wissen die Leute, was sich verkauft.

Bei »Minnesota Winter« steht von vornherein der Titel für mich fest und ist auch mein Arbeitstitel. Dennoch ist der Verlag zunächst nicht begeistert. »Minnesota kennt kein Mensch« heißt es. »Montana ja, aber Minnesota …?«
Ein anderer Titel muss her. Ich stelle eine Ausschreibung auf meinen Blog und bitte die Leser um Anregungen.

Dies sind die Vorgaben:
Kurzer Titel. Vorkommen sollen möglichst die Worte: »Abenteuer«, »Liebe« und »Wildnis«. Nicht vorkommen sollen die Begriffe »Wölfe« oder »Wolf«.
Die Leser beteiligen sich fleißig. Eingereicht werden vor allem lange Titel, die die Worte »Wolf« oder »Wölfe« enthalten: Beispiel: »Die Frau, die in Kanada mit Wölfen tanzt« … Haaaallo!!!
Viele vorgeschlagene Titel sind poetisch oder kernig, bei anderen muss ich schallend lachen. Titelfindung ist wirklich eine Sache von denen, die was davon verstehen, den Marketingleuten. Die wenigsten Leser (und auch Autoren) kennen sich mit dem Buchgeschäft aus. Wer weiß schon, dass ein Titel und das ganze Marketingkonzept meist bereits feststehen, bevor das Buch überhaupt fertig geschrieben ist.

Am Ende findet der Verlag einen passenden Titel: »Winterliebe. Mein Jahr in der Wildnis.« Er gefällt mir. Als ich ihn auf dem Blog vorstelle, fragt so manche Leserin, ob es sich bei »Winterliebe« um eine neue Teesorte handele …
Ich stelle mich auf »Winterliebe« ein.

Dann kommt die Titelkonferenz. Hier werden neue Titel besprochen.
Nach der Konferenz erfahre ich, dass Marketing und Vertrieb sich auf einen anderen Buchtitel geeinigt haben. Es ist: »Minnesota Winter. Eine Liebe in der Wildnis.«
Mein ursprünglicher Arbeitstitel hat am Ende den Verlag überzeugt.

Minnesota

Dieser Titel war leider schon vergeben (Foto: pixabay)

November 2012

Die Sache mit dem Sex

Mein Manuskript liegt schon eine ganze Weile beim Verlag. Ich fiebere der ersten Kritik meiner Lektorin entgegen. Psychologisch geschickt baut sie mich zunächst auf und lobt meinen Stil und wie gern sie meine Texte liest.
»Also der Anfang, mit der sexy Unterwäsche, der ist, prima. Den können wir so lassen.«
Oh je, jetzt kommt’s.
»Aber die Sexszenen sind mir viel zu brav. Da muss mehr rein.«
Ich hatte es geahnt. Schon mein Agent hat mir gesagt, dass mehr »Persönliches« rein muss.
»Deine Protagonisten sitzen doch nicht nur auf der Couch und halten Händchen.«
»Äh … natürlich nicht.«
»Dann schreib das auch.«
»Ja aber … das ist so privat.«
»Aber genau das ist es, was die Leser wollen.«

Gut. Natürlich wollen wir Autoren unsere Leser glücklich machen.
Also schreibe ich ein paar zarte Sexszenen in den Text. Meist nur Andeutungen: »Leidenschaftlich liebten wir uns bis zum Morgengrauen.« So ähnlich.
Ich überarbeite den Text und maile ihn stolz der Lektorin. Sie ist jung und enorm attraktiv. Kein Wunder, dass sie den Text anders liest als ich. Zu meiner Verteidigung: Ich bin Sachbuchautorin und schreibe keine erotische Literatur. Und überhaupt – was macht das eigentlich für einen Eindruck, wenn die Wolfsforscherin plötzlich Sex hat? Über welches Genre sprechen wir denn jetzt? Das kann ich unmöglich unter meinem eigenen Namen schreiben. Ich will ein Pseudonym!
»Wir bewerben das Buch als Liebesroman mit autobiografischem Hintergrund.«
Oh! Alles klar. Also kein Pseudonym. Und wie soll ich das jetzt mit den Sexszenen machen? Ich bin verwirrt.
»Du musst mehr Details bringen. Sei ruhig auch mal mutig und heftig«, empfiehlt die Lektorin. Gut, dass wir regulär telefonieren und nicht skypen. So kann sie nicht sehen, wie ich rot werde.
»Soll ich dir helfen?«, schlägt sie vor. »Ich habe kürzlich einen jungen Autor auch durch seine ersten Sexszenen geführt. Es war schwierig, aber es hat geklappt.«
Ich lehne dankend ab. Das werde ich doch wohl noch allein hinbekommen.

Ich bestelle bei Amazon alle drei Bände von »Shades of Grey«. Damit ziehe ich mich erst einmal ein Wochenende auf die Couch zurück.
Meine Freundinnen grinsen anzüglich.
»Sooo, du schreibst also über Sex. Wie machst du das?«
Meine Güte. Blöde Frage. Immerhin ist Sex die natürlichste Sache der Welt. Außerdem hab ich als Autorin eine blühende Fantasie … und bin darüber hinaus auch noch nicht so alt, dass ich alles vergessen habe.
In der Mitte des ersten Bandes von »Shades of Grey« gebe ich auf. Das ist nicht mein Ding. Ich packe alle drei Bücher wieder ein und schicke sie zurück. (Danke, Amazon!) Das muss ich auch ohne diese Hilfe schaffen.

Ich lege los – und werde mit jeder Szene mutiger … zu mutig. Als ich die Szenen meiner Freundin und Autorenkollegin Tanya Carpenter zum Lesen gebe, die selbst fantastische erotische Romane schreibt, lacht die laut los.
»Du schreibst wunderschön, sehr gefühlvoll und prickelnd – aber dann hörst du ganz plötzlich auf und stellst den Leser unter die kalte Dusche!«
»Mehr geht nicht!«, protestiere ich und werde rot – ob wegen der »Dusche« oder des »prickelnden« Schreibens, kann ich nicht sagen. Mir ist das alles nur schrecklich peinlich. Ich will da raus.

Ich gebe auf. Sex hin, Sex her. Ich kann mich nicht völlig verbiegen. Nachdem ich die Sexszenen überarbeitet und »entschärft« habe, bin ich zufrieden. Jetzt sind genügend Prickeln und Spannung in den erotischen Szenen, aber ich kann dennoch dem Leser in die Augen schauen. Ich bin mir als Autorin treu geblieben und hoffe, dass ich den Verlag mit der neuen Version überzeugen kann.


In dieser Blog-Serie erzähle ich von der Entstehung meines Buches „Minnesota Winter. Eine Liebe in der Wildnis“.

Alle Beiträge:

  1. Wann bist du endlich fertig?
  2. Titelsuche / Die Sache mit dem Sex
  3. Trailer, Trailer und kein Ende
  4. Premierenlesung in Berlin

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