Minnesota Winter – Hintergründe und Geschichten
März 2013
Trailer, Trailer und kein Ende
Jedes Buch braucht einen Trailer … oder nicht? Offensichtlich gehört ein Buchtrailer inzwischen zum unverzichtbaren Werbemittel auf der Webseite eines Autors. Neben der Leseprobe soll er neugierig auf das Buch machen. Daher ist es wichtig, Atmosphäre und Gefühle mit dem Trailer auszudrücken.
Verlage finanzieren keine Trailer (mehr), und ein professionell gemachter Kurzfilm kann leicht das doppelte kosten, von dem, was das Buch einbringt. Wir sprechen hier vom oberen dreistelligen bis vierstelligen Eurobereich.
Was also tun?
Selbst basteln? Das einfachste Programm hierzu ist der Windows Movie Maker. Für mich jedoch gehört es nicht gerade in die Kategorie »einfach«. Bleibt nur noch die Hilfe aus dem Kollegenkreis. Zum Glück habe ich eine wunderbare Autorenkollegin, die auch noch gerne Filme macht: Kirsten Riedt.
Sie hat sich bereit erklärt, mir zu helfen. Vermutlich hat sie es schon längst bereut, als sie gemerkt hat, auf was sie sich eingelassen hat.
Also – ran an den Speck. Wir brauchen:
- Eine Story und einen Text
- Fotos
- Musik
Zu 1: Story
Die Story ist ein Pitch, der die Geschichte des Buches in maximal zwei Sätzen erzählt. Ich entscheide mich für Schlagworte, die die Spannung erhöhen sollen. Der Trailer sollte insgesamt zwischen einer und eineinhalb Minuten lang sein.
Zu 2: Fotos
Ich habe jede Menge Fotos, aber natürlich nicht die »richtigen«. Wer denkt schon beim Schreiben eines Buches daran, dass er irgendwann einmal Foto für einen Trailer braucht? Nun, ich werde es in Zukunft tun. Fremde Fotos kann man lizenzfrei bei Anbietern wie fotolia, istock oder der Fotocommunity gegen eine Gebühr erwerben, oder man ist – so wie ich – mit guten Freunden gesegnet, die auch noch begnadet Fotografen sind wie Gunther Kopp und Hardee Neubert.
Das Foto zum Begriff »Liebe« bereitet mir Schwierigkeiten. Ich improvisiere. Bei meiner Yellowstone-Reise müssen zwei Freunde von mir als »Models« herhalten. Schnee haben wir genug. Aber die Akteure sind nicht willig und protestieren, als ich Regieanweisungen gebe:
»Ihr müsst euch an die Hand nehmen und ganz vertraut durch den Schnee laufen.« Gleichzeitig beruhige ich:
»Nein, man wird euch nicht erkennen. Ihr seid nur von hinten zu sehen«, und schiebe mögliche Bedenken von Ehepartnern zur Seite:
»Das ist nur ein Film. Alles nur gespielt.«
Zig Mal laufen meine Models durch den Schnee.
»Weiter rechts! Nein, am Fluss entlang. Rolf! Leg den Arm um Sabine. Nicht so steif! Jetzt stellt euch nicht so an.«
Als die beiden bis zu den Oberschenkeln im Schnee versinken, liegen wir prustend vor Lachen auf dem Rücken. Na gut. Das muss reichen.
Zuhause stelle ich fest, dass meine Models nicht verliebt genug aussehen. Dies zur Beruhigung für die Partner. Ich suche nun doch bei fotolia.de. Dann finde ich ein Foto von einem Paar, das im Schnee in den Sonnenuntergang läuft. Perfekt … Aber leider nicht das richtige Format und »kitschig«, wie meine Testleser feststellen.
Am Ende ist es dann das Herz im Schnee, das das Rennen macht.
Zu 3: Musik
Die Musik ist mein größtes Problem. Hierfür gibt es natürlich auch lizenzfreie Möglichkeiten, die nur sehr wenig kosten. Aber die richtige Musik zu finden, die zum Thema und den Bildern passt, ist für mich fast unmöglich. Um so dankbarer bin ich, dass Kirsten denselben Musikgeschmack hat wie ich. Kirsten mailt mir mehrere Musikstücke zur Auswahl und ich entscheide mich nach Gefühl für das erste – und falsche. Es fehlt die Dramatik. Das stellen wir erst fest, nachdem die Musik auf den Bildern liegt. Also neue Musik rein. Besser! Ich bin zufrieden und zahle die Lizenzgebühr für die Musik.
Dann geht’s los. Regisseurin Kirsten fängt zu basteln an.
»Minnesota Winter Video, die Erste.« Erstaunlich, wie schnell sie das hinbekommt. Sie mailt mir den ersten Film. Ich bin begeistert und habe nur wenige Änderungswünsche. In der Nacht fällt mir plötzlich ein, dass ich vielleicht doch lieber die andere Musik nehmen möchte. Meine Hündin schaut müde auf, als ich aus dem Bett steige und den Computer noch einmal anmache, um zu vergleichen. Auf meine Bitte mailt mir Kirsten ein identisches Video mit der alternativen Musik.
Jetzt müssen meine Testleser ran. Ich maile beide Versionen an verschiedene Freunde und bitte darum, mir zu sagen, welche ihnen besser gefällt. Gespannt warte ich auf Antwort. Als sie kommt, bin ich enttäuscht:
»Alles ganz toll!«
»Habe keinen Unterschied gefunden. Sehen doch beide gleich aus.«
Dann endlich echte Kritik, konstruktiv und hilfreich. Henning hat Erfahrung und gibt Anregungen, was geht und was nicht geht: zu viele unterschiedliche Formate, die Bilder müssen verschoben werden, damit die Dramatik am Ende ist, und vieles mehr. Danke, Henning!
Wieder eine Mail an Kirsten mit der Bitte um weitere Änderungswünsche. Ich traue mich kaum noch. Aber sie nimmt es gelassen und mit Humor. Jede neue Version wird besser. Inzwischen stimmt die Musik auf den Punkt mit dem Bildwechsel überein. Ich entspanne mich langsam.
Erneut geht der Trailer auf den Weg zu meinen Testlesern: »Toll!« »Besser!« und »Jetzt passt’s« sind die Reaktionen. Na also. Geht doch.
Bei der letzten Einstellung – gefühlte Klappe 379 – stimmt alles. Ich schicke den Trailer zum Verlag und warte gespannt auf die Reaktion.
Die kommt mit einem »Sehr schön. Aber die Schrift gefällt uns nicht.« Und dann der Schock: Der Verlag ändert das Titelbild. Also: alles noch einmal auf Null.
Kirsten bekommt das neue Cover vom Buch und darf die Schrift ändern. Und das mit einer massiven Grippe. Ich fühle mich schlecht, weil ich ihr das alles zumute. Aber nun sind wir schon so weit, jetzt werden wir das auch noch hinbekommen.
Endlich ist der Trailer fertig und alle sind zufrieden, auch der Verlag. Ich lade ihn auf YouTube hoch und schaue ihn mir täglich mindestens drei Mal an.
Gut gemacht Kirsten! DANKE!
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In dieser Blog-Serie erzähle ich von der Entstehung meines Buches „Minnesota Winter. Eine Liebe in der Wildnis“.
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